Welche Fehler können bei der Bewertung meines Unternehmens passieren?

Fehlbewertung 1: Die aufgewendete Arbeit ist die Referenz für den Unternehmenswert

Grundsätzlich entspricht der Wert eines Gutes der aufsummierten Aufwände. An diesem Gedankengang ist auch grundsätzlich nichts falsch, denn schliesslich ist ein Unternehmen ein wirtschaftlich handelbares Gut. Daraus folgt, dass, wie bei der Preisfestlegung eines Produkts oder einer Dienstleistung, der Preis gemäss den aufgewendeten Kosten plus einer Prämie definiert wird, um langfristig am Markt zu überleben.

Die Ursache der Fehlüberlegung liegt hier in der Regel bei der Bewertung der Aufwände. Nur weil Arbeit, Material und Boden für das Unternehmen aufgewendet wurden, bedeutet dies nicht, dass diese Aufwände das Unternehmen voranbringen und dessen Wert steigern. Oder anders gesagt: Jeder wertvermehrende Aufwand soll sich bei einer Firma früher oder später in Form von höheren Umsätzen und/oder tieferen Kosten zeigen, was sich schliesslich positiv auf den Gewinn und die Rentabilität auswirkt. Wenn der Aufwand aber keinen dieser Effekte bewirkt, dann darf er bei der KMU-Bewertung auch nicht berücksichtigt werden und kann nicht zur Berechnung eines hohen Verkaufspreises ins Feld geführt werden. Oftmals weisen sehr hohe Aufwendungen, in Verbindung mit gleichbleibenden oder gar schrumpfenden Gewinne,n eher darauf hin, dass das Unternehmen ineffizient ist oder darauf, dass Schwächen am Geschäftsmodell bestehen. Diese beiden Umstände wirken sich folglich negativ auf den Unternehmenswert aus und lassen den Interessenten an der Stichhaltigkeit der Argumente zweifeln. 

Fehlbewertung 2: Eine zu starke Gewichtung des Potenzials einer Firma

Jedes Unternehmen weist verschiedene Potenziale auf, wenn man nur genau genug danach sucht. Dementsprechend häufig wird auch mit dem Potenzial eines Unternehmens bei den Preisverhandlungen argumentiert. Denn diese künftigen potenziellen Gewinnsteigerungen sollen bereits bei der Vertragsunterzeichnung in den Unternehmenswert einfliessen. Die scheidende Inhaberschaft hat bekanntlich den Grundstein für die Erschliessung dieser Potenziale gelegt und der Nachfolger muss die Früchte dieser Bemühungen nur noch ernten. 

Dieser Gedanke ist im Grundsatz nicht falsch, aber er greift nicht weit genug. Selbstverständlich ist es für den Käufer relevant, zu wissen, ob ein Geschäft problemlos skalierbar ist und wie es um die Erschliessung von Neukunden steht. Diesem Potenzial wird er aber nur dann gebührend Rechnung tragen, wenn die Inhaberschaft bereits konkrete Schritte zwecks Realisierung des Potenzials unternommen hat. Denn der Nachfolger trägt das Risiko für die mögliche Umsetzung des Potenzials und wendet dafür eigene Ressourcen auf.

Fehlbewertung 3: Die Kosten zum Aufbau einer identischen Firma dient als Grundlage der Firmenbewertung

Bei dieser Fehlauffassung geht der Verkäufer davon aus, dass es für den Käufer schliesslich teurer wäre, auf der grünen Wiese zu beginnen, als das Unternehmen zu kaufen. Oftmals wird genau dieses Argument ins Feld geführt, um einen errechneten Verkaufspreis, welcher die Kosten für den Nachbau der eigenen Firma enthält, zu begründen. Dabei muss jedoch berücksichtigt werden, dass der Käufer mit dem Kauf einer Firma immer ein Ziel verfolgt. Diese können, je nach Käufer, sehr unterschiedlich sein. Je nach Käufer stellt der Kauf eines Unternehmens aber immer nur eine von mehreren validen Optionen dar. Investoren beispielsweise legen primär einen grossen Wert auf die Rentabilität ihrer Investition und der Kauf des Unternehmens muss dabei auch einem Vergleich mit der Rentabilität von Wertschriften und Immobilien standhalten. Dagegen sind strategische Käufer meist an nachhaltigen Wachstum interessiert, da dieses kosteneffizienter und schneller vorangetrieben werden kann. Lediglich Privatpersonen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, lassen sich von dem vorgebrachten Argument mit den Kosten zum Aufbau überzeugen. Sie müssten das Unternehmen ansonsten selbst aufbauen. Neu gegründete Firmen unterliegen statistisch gesehen einem höheren Risiko in den Anfangsjahren für einen Konkurs. Daher sind besonders risikoscheue Personen oder Quereinsteiger für diese Art der Preisfindung empfänglich.

Da der Preis aber vor der Transaktion und oftmals dem Erstkontakt mit einem Interessenten festgelegt werden muss, ist es nicht möglich, den Preis situativ anzupassen. Auch stellt sich immer die Frage, welche anderen Firmen gerade angeboten werden. Denn, wie bereits zu Beginn dargelegt, ist eine Firma jeweils nur so viel Wert, wie der Markt bereit ist, zu bezahlen. Daher ist es immer hilfreich, sich am Markt zu orientieren und den eigenen Wunschpreis mit den Angeboten von ähnlichen Angeboten zu vergleichen.

Fehlauffassung 4 : Vermischung von Ertragswert- und Substanzwert

Für die KMU-Bewertung können grundsätzlich zwei verschiedene Ansätze mit dem Fokus auf den Ertrag oder die Substanz beigezogen werden:

  1. Bei der ertragsbasierten Bewertung sind vor allem die Erträge, die das Unternehmen erwirtschaftet, die Grundlage. Diese werden ins Verhältnis mit den Risiken (Kapitalisierungssatz) gesetzt, woraus wiederum der Firmenwert abgeleitet werden kann. Die Datengrundlage hierbei findet man in der Erfolgsrechnung.
  2. Bei der substanzbasierten Herangehensweise hingegen liegt der Fokus auf der Bilanz, sprich auf dem materiellen Wert der Aktiven abzüglich der Schulden (Fremdkapital auf der Passivseite).

In der Praxis werden im Eifer des Gefechts die beiden Ansätze aber gerne fälschlicherweise zusammengezählt und so der Unternehmenswert bei der KMU-Bewertung hochgetrieben. Die grundsätzliche Überlegung dahinter basiert auf dem Argument, dass neben dem errechneten Ertragswert einer Firma ja auch sämtliche Aktiven, wie das Warenlager, liquide Mittel, Sachanlagen et cetera, vom Verkäufer auf den Käufer übergehen. Dementsprechend macht es aus Unternehmersicht Sinn, dem Ertragswert noch den Substanzwert hinzuzufügen. Diese Logik missversteht allerdings die Ansätze der beiden Bewertungen. Beide sind separat zu betrachten und liefern einen Unternehmenswert entweder auf der Basis der Erfolgsrechnung oder der Bilanz. Diese beiden Ansätze aber zusammenzuaddiere,n treibt den Unternehmenswert zur Freude des Verkäufers und zum Unmut des Käufers unweigerlich stark in die Höhe. Lediglich betriebsfremde Aktiven (zum Beispiel Immobilien, die nicht dem Betrieb dienen) oder echte überschüssige Substanz (zum Beispiel eine Autosammlung) können als separaten Substanzwert dargestellt werden.

→ Um diese und weitere Fragen zu besprechen, buchen Sie noch heute das Power-Gespräch mit Marc Allenbach.

mehr

Der Leitfaden für meinen Firmenverkauf

Eine Unternehmensnachfolge ist eine komplexe Angelegenheit und fordert der Inhaberschaft viel ab. Doch mit den richtigen Vorbereitungen beim Firmenverkauf können bereits die Weichen zu Beginn einer Firmentransaktion gestellt und somit günstige Verkaufsbedingungen geschaffen werden.

weiterlesen >

bereit, ihre firma zu über­geben?

nehmen sie mit marc allenbach kontakt auf und wir gehen ihren weg gemeinsm